Die bessere Alternative

Toni Geddert, Geschäftsführer

Toni Geddert, Geschäftsführer

Toni Geddert ist Geschäftsführer von K3 Dämmservice aus Hannover. Der Isofloc-Fachbauleiter sprach mit Bauen Wohnen Immobilien über Zellulosedämmung, Kosten von Gebäudedämmung sowie über Argumente, die für natürliche Dämmstoffe sprechen.

Sie setzen vor allem auf Isofloc-Dämmung. Was ist das für ein Material?

Isofloc ist ein Zellulosedämmstoff, der sich aus Tageszeitungspapier und Borsalz zusammensetzt. Er wird in Dächer, Decken und Wände eingeblasen. Der Einblasdruck sorgt dafür, dass sich das Material optimal in den Hohlraum einpasst und verdichtet. Im Gegensatz zu anderen Materialien funktioniert das ganz ohne Fugen und ohne Verschnitt. Das wichtigste Argument, auf diesen Dämmstoff zu setzen, war für uns die Tatsache, dass Zellulose diffusionsoffen ist – also die Feuchtedynamik eines Hauses unterstützt. Das tun andere Dämmstoffe wie etwa Polystyrol, also Hartschaum, deutlich weniger.

Lässt sich dieses System für alle Dämmaufgaben – also beispielsweise auch für Fassaden – nutzen?

Ja, grundsätzlich lassen sich Dachschrägen, Wände, Fußböden und Decken ebenso mit Isofloc dämmen wie oberste Geschoss- oder Kellerdecken. Bei Fassaden setzt man eine Konstruktion vor, in die der Dämmstoff eingeblasen werden kann. Dafür werden senkrechte Hölzer angeschraubt und diese mit einer Weichfaserplatte abgeschlossen, sodass dahinter das Isofloc-Material eingeblasen werden kann. Damit ist das Haus nachhaltig und umweltfreundlich gedämmt – für die nächsten Jahrzehnte.
Und anders als mit den „klassischen“ Wärmedämmverbundsystemen (WDVS), die grundsätzlich nur verputzt und gestrichen werden, haben Eigentümer mit dieser Dämmung viel mehr gestalterische Möglichkeiten, was die Fassade betrifft – etwa mit einer Holzverschalung, Klinkern oder großformatigen Holzbaulatten, die jetzt sehr angesagt sind.

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Im Dämmzentrum kann man verschiedene Dämmstoffe vergleichen.

Wie lassen sich denn Kellerdecken mit Isofloc isolieren?

Neulich hatten wir diesen Fall: Unter der Kellerdecke verliefen viele Leitungen und Rohre. Wir haben eine Gipskartonplatte unter der Decke befestigt und den Hohlraum mit Isofloc gefüllt. Der Dämmstoff hat sich durch den Druck beim Einblasen in alle Lücken gefüllt. Jedes andere Dämmverfahren wäre viel komplizierter gewesen, weil man dann die Rohre separat hätte umkleiden müssen.

Mit welchen Kosten muss man bei einem Einfamilien- haus pro Quadratmeter rechnen, zum Beispiel bei der Fassadendämmung?

Das Spektrum reicht von 80 bis 110 Euro pro Quadratmeter – je nach Dämmsystem. Ein WDVS, das mit EPS-Platten, Putz und Farbe sehr einfach aufgebaut ist, markiert den unteren Bereich. Bis zu 110 Euro zahlt man für Isofloc inklusive Unterkonstruktion, Weichfaserplatte und der neuen Fassadengestaltung. Qualitativ kann man diese Systeme allerdings nicht vergleichen.

Welche Dämmsysteme bietet Ihr Unternehmen außerdem an?

Neben der Einblasdämmung bekommen unsere Kunden – private Hauseigentümer ebenso wie Firmenkunden – zum Beispiel mineralische WDVS, die ebenfalls diffusionsoffen sind. Ebenfalls bieten wir diffusionsoffene Innendämmsysteme, mit z.B. Lehmputz, Dämmsysteme für oberste Geschossdecken und Kerndämmung an. Also ökologische Alternativen für sämtliche Dämmaufgaben im Haus.

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CO2-neutraler Dämmstoff: Hanf.

Es sprechen ja noch weitere Gründe gegen WDVS mit Polystyrol, oder?

Wir haben uns gegen diese Art der Dämmung entschieden, weil nach unserer Sicht so einiges dagegen spricht. So ist zum Beispiel der Energieverbrauch bei der Herstellung dieses Dämmstoffs enorm hoch und beträgt 200 bis 760 Kilowattstunden pro Quadratmeter – viel höher als bei der Zellulose, wo er zwischen 70 und 100 Kilowattstunden pro Quadratmeter liegt. Und dann ist da der Entsorgungsaspekt: Wie werden in 20, 30 Jahren diese Unmengen an Polystyrol entsorgt? Es gibt hier keine Recyclingkonzepte! Zudem sprechen bauphysikalische Aspekte gegen diese Dämmung: Die Feuchtigkeitsdynamik eines Mauerwerks wird durch Polystyrol eingeschränkt – die Folgen sind feuchte Innenräume und Wohnungen, die bisweilen sogar im Sommer geheizt werden müssen, weil keine Wärme mehr ins Gebäude dringt.
Außerdem ist die Fehlertoleranz bei EPS niedrig: Man darf sich beim Applizieren keine Fehler leisten. Insofern halten wir Dämmstoffe aus natürlichen Materialien in handwerklich ausgeführter Qualität für die langfristig bessere Alternative.

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